2011-03-26 Hofmann hält das Bad für unverzichtbar


Aus Sicht des Sportbundfunktionärs bestehen Chancen für das derzeit kommunale Wiedtalbad

Wenn im Kreis Neuwied Entscheidungen zu Sportstätten fallen, dann ist Alfred Hofmann meist mit im Boot. Als Kreischef des Sportbundes Rheinland wird er von den politischen Gremien als Fachmann mit einer objektiven Draufsicht geschätzt. In dieser Eigenschaft sprach nun die RZ mit ihm über das Wiedtalbad in Hausen, über die aktuelle Situation, mögliche Zukunftsszenarien und deren Auswirkungen.

Herr Hofmann, was wäre, wenn im Wiedtalbad demnächst die Lichter ausgehen?

Das wäre ein wahnsinniger Verlust für die Region. Es wäre mit Blick auf den Schwimmunterricht und dem, was Vereine anbieten, ein Verlust von Bildungschancen für Kinder und Jugendliche. Ein Aus für das Bad wäre aber auch ein Verlust an Lebensqualität, der, wenn man den Gesundheitsaspekt hinzunimmt, alle Altersgruppen trifft. Es hängt aber noch mehr am Bad.

Als da wäre?

Da spielt auch die demografische Entwicklung mit hinein. Wenn das Bildungsangebot nicht möglichst breit aufgestellt ist - und dazu zähle ich auch die Möglichkeit, Schwimmen zu lernen - dann hat man im Wettstreit mit anderen Kommunen um Zuzüge schlechte Karten. Und dann ist da noch die touristische Dimension, die gerade für das gewerblich schwächer aufgestellte Waldbreitbach schwer wiegt. Denn eines ist klar, eine Verbandsgemeinde kann nicht allein von der schönen Landschaft leben.

In Waldbreitbach wird derzeit viel über das defizitäre Bad diskutiert. Neubau, Sanierung, privater Investor, Schließung - wie beurteilen Sie die Situation?

Ich denke, das ist eine Angelegenheit, die man nicht nur aus dem Blickwinkel der Verbandsgemeinde Waldbreitbach betrachten darf. Bei den Nachbarkommunen hier und da vorhandenes engstirniges Denken erscheint mir angesichts der Kommunalreform nicht angebracht. Potenzielle Fusionspartner sollten schon jetzt genau hinsehen, wie sich die Dinge um das Wiedtalbad entwickeln, und sich mit um Lösungen fernab von einer Schließung bemühen.

Warum sollten sie das tun?

Nun, vor allem deshalb, weil viele Bürger, allen voran Schulklassen, aus den Verbandsgemeinden Linz, Bad Hönningen, Asbach und Rengsdorf das Wiedtalbad nutzen oder dort ihren Schwimmunterricht haben. Und es wäre doch fatal, wenn man vier, fünf Jahre nach einer Zusammenführung auf die Idee käme, dass man ein Bad ganz gut gebrauchen könnte.

Sie stimmen also Bürgermeister Grüber zu, der stets von einem regionalen Bad spricht?

Voll und ganz. Das Wiedtalbad ist kein Waldbreitbacher Bad, es ist ein Bad für die Region. Diese Erkenntnis sollte sich angesichts des Bädersterbens in Rheinland-Pfalz, das ja auch hierzulande Kreise zieht, inzwischen durchgesetzt haben. Nachdem das Hallenbad in Rengsdorf weggefallen ist und auch in Heimbach-Weis die Schließung droht, hat das Wiedtalbad sogar noch an Bedeutung gewonnen. Ich sehe das Bad vom Status her als zentrale Sportanlage, die eine besondere Förderung genießen sollte.

Allein, es stehen große Investitionen ins Haus, um das Bad überhaupt zukunftsfähig zu machen. Diese soll ein privater Investor schultern. Wie sehen Sie das?

Die Verbandsgemeinde kann sich im Grunde diese zentrale Sportanlage Wiedtalbad nicht mehr leisten. So gesehen ist der Schritt in Richtung private Investoren nur logisch. Allerdings würde ich mir im Sinne der Schwimmausbildung wünschen, dass im Erfolgsfall noch ein entsprechendes Becken zur Verfügung steht. Sollte ein Investor das Projekt angehen, kommt es zudem darauf an, wie die Folgekosten bewältigt werden können.

Derzeit liegt der Kommune ja eine Berechnung vor, die den Zuschuss auf 500 000 Euro beziffert. Das ist nicht nur aus Sicht von Herrn Grüber eindeutig zu hoch. Was könnten Sie sich da vorstellen?

Im Hinblick auf die Folgekosten stellt eine private Betreibergesellschaft sicher eine Möglichkeit dar. Das gilt aber auch für eine Kostenverteilung innerhalb der kommunalen Familie. Vielleicht lässt sich ja eine Mischform ermöglichen.

Können Sie seitens des Sportbundes etwas tun?

Das ist in erster Linie Sache der Kommune. Aber ich kann auf Chancen aufmerksam machen und an der Nutzung des Bades beteiligte Vereine wie die DLRG unterstützen, die auch Badegäste betreut und damit der Kommune Personalkosten spart. Gegenwärtig verfasse ich ein Schreiben an Bürgermeister Grüber, in dem ich noch einmal auf die Ausbildungserfolge der Vereine wie der DLRG hinweise, die angesichts dessen, dass bundesweit ein Viertel der Todesfälle durch Ertrinken Kinder bis zehn Jahre betrifft, gar nicht hoch genug zu bewerten sind. Die Tendenz ist übrigens trotz Demografie steigend, was daran liegt, dass immer weniger Möglichkeiten bestehen, die Kulturtechnik Schwimmen zu erlernen. Darüber hinaus habe ich vor, Vereine in Waldbreitbach, Rengsdorf, Linz, Bad Hönningen und Asbach abzufragen, wie sie generell zur Sportstätte Wiedtalbad stehen. Zumindest von zwei Vereinen aus Rengsdorf, dem ASS und dem TV, weiß ich, dass sie in Hausen gerne Schwimmunterricht anbieten würden. Und es gibt sicher noch einige mehr. Zudem halte ich eine Ausweitung des Schwimmunterrichtes für denkbar. Warum sollten nicht auch die Grundschulen in Rengsdorf und Melsbach ihre Klassen ins Wiedtalbad schicken?

Und die Kosten?

Zu welchen Konditionen das stattfindet, wäre sicher verhandelbar.

Ralf Grün
RZ vom 26.03.2011


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